Eine kritische Institutionenökonomik erweitert und vertieft die Institutionenökonomik um die Frage, welche Rolle die Wirtschaftswissenschaft selbst bei der Gestaltung und der Implementierung von Institutionen spielt. Bei jeder empirischen Betrachtung von Institutionen läuft also immer ein reflexiv-kritischer Prozess mit. Das zentrale Phänomen ist die Performativität ökonomischer Theorien und Ideen. Der moderne Finanzkapitalismus ist ein ideales Beispiel für die Anwendung kritischer Institutionenökonomik. Performative Phänomene finden sich vor allem im Bereich der Institutionen der Rechnungslegung, den Anreizsystemen als Bestandteil von Corporate Governance, und im Bereich der geistigen Eigentumsrechte. Die kritische Institutionenökonomik bezieht bei dieser Analyse auch die Bildungsinstitutionen ein, über die ökonomische Theorien vermittelt werden. Sie ist also geborener intellektueller Partner der Initiativen zu mehr Pluralismus in der ökonomischen Bildung.
Carsten Herrmann-Pillath ist Professor und Permanent Fellow am Max Weber Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt.
Mittwoch, 24.05.2017, 17:45 – 19:15 Uhr, Hörsaal XXV im WiSo-Gebäude der Universität zu Köln